Geprägt durch ein Leben mit Hunden
Als ich zur Welt kam anno 1971 erwarteten mich bei meiner Ankunft zu Hause eine aufgeweckte Pudel-Mischlingshündin sowie eine souveräne Rottweilerhündin.
Als die Pudelin
es dann mal schaffte und ausbüxte, brachte sie auch prompt einen Wurf Welpen mit nach Hause ;o). Da wir jedoch in einem Einfamilienhaus auf dem Lande lebten, war dies kein Unglück. Im Gegenteil, es war viel eher eine sehr schöne, bereichernde
Erfahrung, die ich im zarten Alter von 5 Jahren erleben durfte.
Vier Welpen wurden plaziert und 2 süsse Schlitzohren haben wir selber behalten. Zur Familie gehörten damals somit u.a. 4 Hunde, 2 Enten, 3 Zwerghühner, ein Kaninchen,
ein Kanarienvogel und 4 Meerschweinchen…
Als ich 16 Jahre war und der letzte unserer geliebten Hunde die Regenbogenbrücke überquert hatte, zog wieder eine aufgeweckte, freundliche Rottweilerin als Familienhund bei uns ein. Mit ihr entdeckte
ich die Freude an der sportlichen Betätigung mit dem Hund und wir beide absolvierten zusammen die BH ( Begleithunde ) Prüfung.
Trotz dem sportlichen Erfolg, war die Hündin allerdings sehr eigenwillig und gehorchte durchaus…
sofern SIE das gerade wollte. Mir war damals noch schleierhaft, woran das wohl liegen könnte.
Dass ein exzellenter, jedoch äusserst hart fordernder vierbeiniger Lehrmeister bereits für mich vorgesehen war, ahnte ich damals noch
mit keiner Faser. Bald sollte er zu mir finden und mir in Sachen Hundeerziehung wie auch bezügl. meiner eigenen Persönlichkeit eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hatte.
Vom Traum des eigenen Hundes zum Albtraum
Mein grösster Jugendtraum war es immer gewesen, einen Rottweilerwelpen von Grund auf aufzubauen. Ich wollte den Menschen zeigen, dass diese Hunde ganz lieb sind und einen super Gehorsam haben, wenn man nur lieb und ein bisschen konsequent mit ihnen
umgeht.
Ok, mein Rüde belehrte mich dann eines besseren !
Ein bisschen konsequent gibt es nicht ! Doch fangen wir mal vorne an:
Ich holte mir also nach langen Recherchen über Rottis, Zuchten, Nachkommen,
Vererbung etc. meinen hoch ersehnten Welpen aus einer Leistungszucht in der Nähe von Giessen in Deutschland.
Nach dem Welpenkurs wollte ich in der SKG mit dem jungen Hündchen weiter an der korrekten Erziehung und am sportlichen Aufbau arbeiten.
Leider wurde ich jedoch völlig im Regen stehen gelassen. Resp. ich wurde den ganzen Abend mir selber überlassen. Auf meine Anfrage hin, was ich üben solle, hatte grad niemand Zeit. So gegen 22 Uhr sagte „mein Trainer“ dann noch widerwillig
zu mir: „Dann zeig halt mal, was du auf heute geübt hast“.
Als eine Frau mit einem 8 Mte alten Schäferhundewelpen und einem 4 Monate alten Westie mich fragte, ob wir die Hunde mal zusammen lassen sollten und mein Rüde
im zarten Alter von nur 5 Monaten diese jungen Hunde dann beide heftig attackierte, zeichnete sich seine Tendenz als angehender Raufer bereits zum ersten Mal deutlich ab !
Wieso in aller Welt, ich hatte doch den Welpenkurs besucht und somit unter
„fachkundiger Anleitung der SKG“ doch wohl alles richtig gemacht !!????
Die steile „Verbrecher-Karriere“ meines Rüden
- Mit 5 Monaten hat er sich einen 8 Monate alten Schäferhund
zusammen mit einem 4 Monate alten Westie zur Brust genommen
- Mit 10 Monaten hatte er den Hund eines Freundes der Familie gelocht
- Neuer SKG Trainingsplatz – bessere Hilfe ? Leider nein. Man drängt mich, den Hund zwecks Korrektur
frei zu lassen, was den Biss eines Teilnehmerhundes am Erziehungskurs zur Folge hatte, wie auch den Biss eines Übungsleiters, der meinen Hund wegtreten wollte
- Nach div. SKG Ortsgruppen habe ich mit dem Hund unzählige private Hundeschulen
abgeklappert. Überall wurde der Hund abgewiesen, z.T. auch als Todeskandidat gehandelt ( man war schlichtweg überfordert mit diesem Rüden )
- In einer privaten Schule fand ich endlich Hilfe, man erreichte mit Zwangsmassnahmen eine deutliche
Verbesserung. Dies zumindest in der Hundeschule und bei diesem Trainer. Ich selber hatte jedoch immer noch keine Führungsqualitäten und war unsicher im Umgang mit dem Hund
- Das Velofahren zum körperlichen Auslasten des Hundes endete
dann mit dem lospreschen auf einen anderen Hund, lochen desselben sowie Biss des Halters – eines Dr. Prof. Juristen - suuuuper, vielen Dank auch !!!
Nur mit sehr vielen Entschuldigungen und dem heiligen Versprechen, dafür
zu sorgen, dass so etwas nie mehr würde passieren können, sah der Mann freundlicherweise davon ab, gegen mich vorzugehen und den Versuch vorzunehmen, mir den Hund wegzunehmen.
War mein Bube draussen auch ein riesen A* mit Ohren, war er doch
zu mir ein äusserst liebenswerter, anhänglicher und verschmuster Hund, den ich über alles liebte !
Und es war meine Verantwortung und Schuldigkeit, diesen Hund in den Griff zu bekommen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass er niemanden
mehr gefährden oder gar verletzen konnte – weder Hund noch Mensch.
Von da an, habe ich meinem Jero höchstpersönlich die Maulkorbpflicht auferlegt, sobald wir draussen unterwegs waren. So hatte ich die Gewissheit, dass er keinen
Schaden mehr anrichten konnte. Allerdings, hätte er sich bei einem Angriff auf ihn auch nicht mehr wehren können – doch das nahm ich jetzt in kauf.
Um den Hund zumindest weiter beschäftigen zu können, „arbeitete“
ich ihn noch in einer Ortsgruppe des Schweiz. Schäferhundeclubs. Nun ja, „arbeiten“ ist vielleicht etwas übertrieben. Ich war zwar dort, und mein 55 kg Hund stand knurrend und geifernd auf den Hinterbeinen, wenn ein anderer Hund
zu nah an ihm vorbei ging. Dies tat er meist anstelle der angedachten Übungen. Doch zumindest war ich dort geduldet. Ich hoffte immer noch darauf, wenn ich wöchentlich dort hin ginge, würde sich der Hund an die dortigen Vierbeiner gewöhnen,
seine Aggressionen ablegen und bei den Übungen mitmachen. Tja, ER sah dies jedoch ein Jahr lang anders…
Die ganz grosse Erlösung
Als mein Jero 3 Jahre alt war fand ich endlich DIE private Hundeschule, wo
man mir geholfen hat, wieder ein entspanntes, mehrheitlich harmonisches und friedliches Leben mit meinem Hund zu führen.
Den grössten Wandel musste, resp. durfte ich als Mensch erst mal selber machen:
- Sicherheit
im Handling erlangen
- Wieder Selbstbewusstsein gewinnen durch stetige, kleine Erfolgsschritte
- Dadurch stärkeres Auftreten, konnte mich mehr und mehr durchsetzen und bin vom Hund ernst genommen
worden
- Ich lernte, mit Rückschlägen umzugehen
- Es wurde mir klar, mein Rüde musste Gebote einhalten. Dafür musste ich ihm aber auch wieder etwas zurückgeben – d.h. er durfte seiner Veranlagung
gemäss die vorhandenen Triebe ausleben, dies aber ausschliesslich kontrolliert, in einem Rahmen, wo ich es zulassen konnte und wollte.
- Meinen Hund so motivieren, so dass er selber auch gehorchen
WILL ! Geniale Erkenntnis !
Dies alles ( u.a. ) führte zu viel mehr Respekt des Hundes mir gegenüber und freudigem Gehorsam.
Es dauerte dann weitere 3 Jahre intensiver Auseinandersetzung
mit dem Wesen des Hundes wie auch mit meiner eigenen Persönlichkeit, bis ich den wohl den grössten Erfolg meines Lebens feiern durfte und mit diesem äusserst schwierigen Hund die IPO Prüfung erfolgreich ablegen konnte. Dies in einem SKG
Club, wo ich vorgängig einmal erfolglos „trainiert“ hatte und wo Jero nun den ersten Rang belegte.
Und das, nachdem dieser tolle Hund in so vielen Institutionen als Todeskandidat gehandelt worden war ! Ich darf wohl mit berechtigtem
Stolz sagen, dass dies einer der prägendsten und schönsten Erfolge meines Lebens ist ! Das Durchhalten und der Einsatz haben sich auf allen Ebenen mehr als nur gelohnt !
Ungeahnte Persönlichkeitsentwicklung durch
meinen grossartigen Lehrmeister Andy und meinen genialen Rottirüden „Jero“
Ich habe zusammen mit diesem Hund eine unglaubliche Persönlichkeits-Entwicklung erlangen dürfen.
Dies dank meinem Trainer,
Andy Oberthaler, der mich so grossartig gecoacht und gefördert hatte. Und er bot mir an, aufgrund meiner grossen Erfahrung mit diesem schwierigen Hund, bei ihm die Ausbildung zur Kynopädagogin zu absolvieren und für ihn Trainings zu leiten.
Ich willigte gerne ein und leitete in meiner 12 Jährigen Zeit bei Andy während 9 Jahren folgende Trainings ( im Wechsel ):
- Welpenkurs
- Familienhunde Kurs
- Sporthunde Kurs
- Problemhunde Kurs
- Erstabklärungen
- Privatstunden
- Co-Seminarleiterin
In der Schulzeit war ich stets ein sehr schüchterner Mensch, äusserst introvertiert und fühlte mich von den anderen Kindern ausgegrenzt.
Durch meine Entwicklung mit Jero stand
ich nun vor Menschen, hielt Reden, wurde respektiert und hatte nebst viel besserem Selbstvertrauen auch zu viel mehr innerer Zufriedenheit gefunden. JERO und ANDY sei Dank !
Nebst Jero waren noch 3 weitere Rottweilerdamen
– 2x Chitta und Cena - meine Begleiterinnen, zu denen ich ebenfalls eine äusserst innige Beziehung pflegte.
Der Verlust meiner geliebten Vierbeiner
Nachdem Jero am 30. Dez. 2005 mit fast 11 Jahren über
die Regenbogenbrücke gegangen war, was ein Riesenloch in mein Herz riss, war da jedoch immer noch Chitta, die Rotti Hündin meiner Mutter. Leider verliess auch sie uns aufgrund von Krebs bereits schon mit neun Jahren im Juni 2007.
Ich holte
danach eine 3 Jahre alte Zwingerhündin „Cena“ zu mir in die Wohnung. Wohl unnötig zu sagen, dass sich dies als ziemliche Herausforderung herausstellte. Wir meisterten diese jedoch erfolgreich zusammen und ich durfte eine äusserst
tiefe Bindung und Beziehung zu diesem wunderbaren Hund erleben.
Mein über alles geliebtes Rotti Mädchen Cena erkrankte jedoch leider mit nur 6 Jahren an einer hochaggressiven Krebsvariante und musste innerhalb eines Monats per Ende 2010 erlöst
werden. Für mich brach erneut eine ganze Welt zusammen.
Ich brauchte emotional Zeit und Abstand, um diese für mich grosse Tragödie zu verarbeiten. Daher konnte und wollte ich mir einige Zeit lang keinen neuen Hund anschaffen.
Ich
war nun frei, flexibel und konnte tun und lassen was ich wollte. Ich konnte kommen und gehen wann immer ich es wollte. Ich war frei wie der Wind !
Doch wieso nur fühlte sich mein Leben dann auch bloss so leer und öde an ????
Meine
Erkenntnis aus dieser Frage war: „Man kann zwar ohne Hund leben, doch es lohnt sich nicht !!!“
Neue Herausforderung mit kaum vermittelbarem Tierheimhund: Boxer Rüde
WHISKY !
Da ich inzwischen keinen Tagesplatz mehr hatte für einen Hund und berufstätig bin, sah ich leider keine Chance mehr, mir wieder selber einen Vierbeiner anschaffen zu können.
Ganz ohne hielt ich es jedoch
nicht mehr aus und den Rüden meines Freundes sah ich auch stets nur am Wochenende. Viiiiiiiiiiiel zu wenig für mein Empfinden.
Intuitiv besuchte ich dann seit langer Zeit mal wieder eine langjährige, sehr liebe Hündeler-Freundin,
Annemarie Schär Inhaberin vom Tierferienhof Waldeck, Weier im Emmental.
Meiele stellte mir dann auch sofort diverse, kaum vermittelbare Hunde vor. Darunter war auch der Boxer Rüde Whisky. Er stand am Zwinger hoch, schaute mir mit seinem
schrägen Gesicht und seitlich heraushängender Zunge lange in die Augen.
Ich wurde diesen Blick nicht mehr los, der Rüde hatte mich emotional tief im Herzen berührt !
So machte ich mit Annemarie den Deal, dass ich den
Hund arbeiten würde, damit er zumindest bessere Chancen auf Vermittlung hätte.
Whisky war zu diesem Zeitpunkt ein heftiger Raufer, kannte kein einziges Kommando, war extrem temperamentvoll und tat nur das, was er wollte und was nach seinem
Kopf ging. Seine Vorbesitzer waren massiv überfordert mit diesem quicklebendigen, äusserst eigenwilligen und sehr dominanten Vierbeiner. Kam hinzu, dass Whisky mit dem Herzen zeitweise Probleme hatte und zwischendurch aus dem Nichts heraus
ohnmächtig umfällt.
Bei meiner Arbeit mit dem Rüden per anfangs Mai 2013 entdeckte ich sehr bald, dass der Bube zwar temperamtenvoll, dominant und eigenwillig ist, dass er jedoch auch einen sehr sensiblen und äusserst anschmiegsamen
Kern hat. Seine Zuneigung musste ich mir jedoch schwer verdienen, hatte er doch das Vertrauen in eine starke Hund-Mensch-Beziehung verloren.
Whisky vermasselt sich seine grosse Chance gründlich
Als sich zwei
sehr liebe Menschen mit grosser Hundeerfahrung für den Rüden interessierten, sah ich darin die Chance seines Lebens. Diese wunderbaren Leute liebten den Hund sofort – dies trotz seines etwas schrägen Aussehens und schwierigen Charakters.
Liebevolle Menschen mit Geduld, Erfahrung und Einfühlungsvermögen – genau das, was der Bube brauchte !
Wir hatten vieles schon zusammen gelernt und Whisky präsentierte sich von seiner besten Seite. Alles war klar, einzig die Zusammenführung
mit der 12 jährigen Hündin des Paares stand noch an.
Leider wusste der Bengel nichts besseres, als das alte Mädchen nach Strich und Faden zu verhauen !
Dies war das erste Mal, dass ich wirklich stinkesauer auf den Hund war. Dies,
da er sich gerade um die Chance seines Lebens gebracht hatte ! Und auch dieser äusserst liebevollen Leute wegen, die ebenfalls sehr traurig waren, dass es mit den beiden nicht geklappt hatte !
Neue Chance - neues Glück:
Happy End für Whisky
Mittlerweile hatte ich mich immer mehr in den Hund verliebt und habe mich entschlossen, dass ich es mit einer Übernahme probieren würde. Die Integration startete am 22. August 2013 – von da an
lebte Whisky bis zu seiner definitven Übernahme 5 Wochen später bei mir zur Probe.
Dies war nur möglich dank der grossartigen Unterstützung des Tierferienhofs Waldeck, dem einmaligen Entgegenkommen von Herrn Boss vom Oberaargauischen
Tierschutzverein sowie meinem Schatz, dessen Mithilfe, Geduld und Toleranz, sehr gefordert waren. Dies u.a. da sein - zum Glück sehr souveräner - Rüde Jury von Whisky zu Beginn über etliche Wochen hinweg mehrmals sehr heftig angegangen
und attackiert worden ist. Heute sind die beiden jedoch ein Herz und eine Seele. Auch ein riesengrosses Dankeschön an Nina und Sigi, die trotz der Attacke gegen ihre Hündin Lulu Whisky und mich in Sachen Gesundheitsabklärungen und –massnahmen
äusserst grosszügig unterstützen und an seinem / unseren Leben teilhaben, was wir beide sehr zu schätzen wissen !
Recht herzlichen Dank euch allen, die ihr mit sehr grossem Engagement dazu beigetragen habt, dass Whisky bei mir ein
neues, sehr konsequentes aber ebenso liebevolles Zuhause erlangen durfte. Dies hat nicht nur seine Lebensqualität massiv gesteigert, sondern ebenso auch meine. Danke an euch alle und danke auch an dich Whisky !